Albanien

15.04.2019 bis 21.04.2019

 

Die Fähre von Bari nach Durres haben wir im Internet gebucht, Check In um 18:30 und um 19:00 dürften wir an Bord, wenn da nicht eine Reihe von Kontrollen und sehr eifrigen Kontrolleuren wäre. 1. Ticket Kontrolle, 2. Ticketkontrolle 3.Passkontrolle 4. Zoll Guarda Finanza und dann leitet man uns lässig zum falschen Schiff. Die schicken uns freundlicherweise zurück ohne weitere Wartezeit. Zum Trost für uns, wir sind nicht die Einzigen, die man eine Ehrenrunde fahren lässt. Und dann darf nur der Fahrer in den Laderaum, Beifahrer werden als Passagier behandelt, einfach lästig.
Um 20:00 Uhr sind wir dann an Bord. Das Restaurant öffnet erst um 20:30 und wir sind froh, dass wir unsere Brotzeit schon vorher gemütlich im Womo hatten. Unsere Kabine ist klein, aber sauber. Es ist ja nur für eine Nacht. Um 6:00 in der Früh weckt uns der Lautsprecher nach einer ruhigen Überfahrt, schnelles Frühstück mit Espresso, einer heißen Milch (für unseren Magen, der das Kaffee Konzentrat am frühen Morgen nicht verkraftet) und ein Croissant. Um 7:30 legen wir an und um 8:00 entlässt man uns in den Verkehrsdschungel von Durres. Herzlich willkommen in Albanien.
Das Fahrverhalten liegt irgendwie in der Mitte zwischen Apulien und Indien, weit weg von deutschen Straßenverhältnissen, was Uschis Nerven ziemlich strapaziert aber Hermann bleibt wie immer cool.
Erst die dritte große Tankstelle innerhalb der Stadt nimmt Visa. So versorgen wir uns bei der Raiffeisen Bank, ja richtig, die gibt es hier, mit Albanischen Lek obwohl man zumindest in der Stadt auch mit Euro bezahlen kann (allerdings wechselnden Kursen). Offizieller Kurs, 1€ entspricht 125 ALL (Albanische Lek).
Die Anfahrt zum Campingplatz macht uns dann auch gleich mit den Überraschungen auf albanischen Straßen bekannt. An der Schnellstraße gibt es kaum einen Kanalschacht mit Deckel. 99% sind ohne Deckel ! Also Augen auf im Verkehr.
Das hatten wir doch schon einmal in Russland. Eigentlich ganz praktisch, fehlende Kanaldeckel können auch nicht verstopfen.
Die nächste Überraschung wartet 8 km vor unserem Ziel. Eine Teerstraße muss man sich verdienen. 500 m Feldweg mit großen und richtig tiefen Schlaglöchern führen zu einer schönen Brücke und der dahinter liegenden Teerstraße. Ohne die Hinweistafel zum Campingplatz hätten wir unserem GPS heftig widersprochen.

Am Ende der Fahrt liegt ein schöner Platz am Strand.

.....Fantasie und Mut führt immer auch zur Verständigung, ein freundlicher Hinweis für die deutschen Camper

....da bist Du platt

......Sturm und Wellen können gewaltige Kräfte entwickeln, wie man an diesem zerstörten Wellenbrecher sieht

....unser Platz vom Berg aus

Hermanns Geburtstag verbringen wir auf dem Pa Emer CP bei schönstem Wetter. Bei dem gestrigen Gewitter hat sich die Sonne durchgesetzt. Wir lassen es uns gut gehen, erkunden die Umgebung, die schöne zum Platz gehörende Badeinsel und erklimmen auf unebenem Geläuf mit morastigen Stellen und Dornengestrüpp, den Berg hinter uns, wofür wir mit guter Sicht übers Meer auf Dürres belohnt werden.

...die schöne Badeinsel gehört zum Platz

Blick von der Insel zum Platz

...und hier könnte man baden und in der sonne liegen

..ohne Hindernisse geht es wohl nie beim Wandern. Wir haben noch einen Durchschlupf gefunden.


Dienstag ziehen wir weiter über Fier und Patos zur Ausgrabungsstätte Byllis, die in exponierter Lage in ca. 500 m Höhe über dem Tal des Vjoses liegt mit einem 360° Rundumblick ins weite Bergland.
Im fruchtbaren Schwemmland zwischen Durres und Fier wird intensive Landwirtschaft betrieben.

Die Bauern verkaufen Obst und Gemüse an der Straße, ein Angebot, das wir gerne annehmen. Ab Fier steigt die Straße stetig an, wird enger und schlechter aber die Landschaft ist ausgesprochen schön. Haselnußplantagen, Olivenhaine, Gemüsegärten, Wälder und Flüsse.

...mit diesen Überraschungen muss man immer und überall rechnen

...meistens etwas versteckter stehen die alten Ölpumpen, die noch arbeiten. Albanien verfügt über einge Bodenschätze.

...die Ausgrabungen von Byllis

...die Herrscher von Byllis hatten die ganze Umgebung im Blick

....das komplette Theater hatte 4000 Plätze

es gibt noch viel zu tun

wilde Anemonen

Bei Byllis ist ein kleines Restaurant wo wir uns albanische Küche gönnen. Die Speisekarte ist mit englischer Übersetzung und ein in Ludwigsburg lebender Albaner, der auch gerade dort isst, gibt uns gerne Empfehlungen. Der gegrillte Lammbraten mit Salat und Grillgemüse, Bratkartoffeln und albanischem Frischkäse zu leckerem Brot schmecken hervorragend. Die Portionen sind sehr reichlich und von uns nicht zu schaffen.
Vor dem Restaurant gibt es eine Wiese auf der wir heute Nacht bleiben können. Es gibt Wasser und auch eine Toilette. Ein Stellplatz mit fantastischer Aussicht.

...ein Stellplatz mit fantastischer Aussicht und Vorgarten

Die ersten Kontakte mit der albanischen Bevölkerung sind absolut positiv. In Byllis schütteln uns ein paar Frauen die Hände, überschütten uns mit einer freundlichen Ansprache von der wir nichts verstehen, aber Gestik und Mimik sind absolut herzlich. Beim Einkauf zaubert das Wort "Faleminderit" , was danke heißt, gleich ein Lächeln auf die Gesichter und Uschi ist dankbar, dass die Aussprache freundlich korrigiert wird.

-----bei Sonnenuntergang steht der Vollmond über den Ruinen

Von Byllis müssen wir zuerst ein kleines Stück auf gleichem Weg zurück und dann fahren wir auf einer schmalen, teils schlechten Straße durch wunderschöne Berglandschaft.

Alles sehr ursprünglich. Die Bauern arbeiten teilweise noch mit Hacken auf dem Feld. Esel und Pferd sind häufiger zu sehen als Traktoren. Auf den höheren Bergen liegt noch Schnee und so wählen wir die Adria Route nach Griechenland.

..im Vordergrung ein Feigenbaum und hinten die Schneeberge

...in einem kleinen Dorf ist Markt und mitten auf der Straße werden in aller Gemütsruhe die Sachen eingepackt.

Zurück auf der SH4, die gut ausgebaut durchs weite Tal führt, kommen wir über Levan nach Vlore und nehmen dann die SH 8 in Richtung Süden.

...auch ein Stück der Schnellstraße wurde durch einen Erdrutsch verlegt.

Unterwegs noch auf dem Weg nach Levan werden frisch vom Feld Erdbeeren verkauft. Da können wir natürlich auch nicht wiederstehen.

Meersalzgewinnung im großen Stil bei Vlores

Vlores ist eine moderne Stadt mit beachtlicher Strandpromenade

In Orikum, bevor es den Pass hinauf geht, kauft Uschi in einem Tante Emma Laden, einem "Market", frisches Brot und ein paar andere Kleinigkeiten. Sie lernt dabei auch gleich ein zweites Wort, Miredita, guten Tag und erntet dafür dieses fröhliche Lächeln. Der Ladeninhaber studiert das "ohne Worte" Buch und ist begeistert. Die Unterhaltung ist ein bunter Mix aus deutsch, italienisch, albanisch unter zu Hilfe Name der Bilder aus dem Buch. So macht Einkaufen richtig Spaß.
Bevor es den Pass hinauf geht machen wir noch gemütlich unsere Mittagspause in der Sonne aber je weiter wir dann in die Höhe kommen umso finsterer wird es. Der dichte Wald im Naturpark rund um die Passhöhe tut seinen Teil dazu. Oben in 1020m Höhe beginnt es zu regnen und bei der Abfahrt kommt dann noch Hagel dazu, Aprilwetter.

Llogara Pass 1020 m ü.NN

Die beste Aussicht ist nicht von der Passhöhe, sondern eine Kehre tiefer. Über den Berg kommt ein Unwetter aber unten am Strand scheint die Sonne.

....nichts wie zurück ins Womo und ab nach unten

Die Straße verläuft auf der Südseite in langen Kehren am unbewaldeten Hang und so haben wir zwei Wetter Zonen, in einer Kehre regnet es und in der nächsten Kehre scheint die Sonne, echt irre.

Unten am Meer finden wir einen schönen neuen Parkplatz in einer Bucht, die komplett von einem neuen Hotel Resort beansprucht wird. Eine gewaltige Investition wird hier getätigt, hoffentlich nicht noch eine zukünftige Bauruine.

....mitten am Strand steht eine kleine, handgezimmerte Bank.

1000 m weiter unten am Meer ist es angenehm warm.

Im weiteren Verlauf der Küstenstraße wird es immer spannender. Die Landschaft wunderschön, die Straße windet sich bergauf, bergab, mal mehr und mal weniger steil, Kurve um Kurve und Kehre, um Kehre. Mal weit weg vom Meer und mal fast am Strand, aber nur ganz selten auf Meereshöhe.

Unterwegs in einem kleinen Dorf tanken wir frisches Trinkwasser, gleich am Markt, wo auch die Bewohner ihr Wasser holen. Gutes frisches Bergwasser.

Porto Palermo mit dem U-Boot Shelter, der 600 m tief in den Berg geht. Angelegt in der Regierungszeit von Enver Hoxha, der ebenfalls hunderte von kleinen Bunkern, die aussehen wie Pilze, hat überall bauen lassen.

Pasha Palast in Porto Palermo

Die Bucht von Qeparo hat einen weiten Strand, eine mehrere Kilometer lange, wunderschöne Promenade, EU bezuschusst, ist aber zur Zeit noch wie ausgestorben.

Ganz hinten in der Bucht, zwischen Laterne vier und fünf, steht unser Womo....

Gut das wir die Bordküche haben. Frische Karotten und Kartoffel aus Albanien, Rinderbraten aus Bayern und Erdbeeren frisch vom Feld, so lässt es sich leben. Der Fisch schwimmt zwar sozusagen vor unserer Haustüre, aber wir und angeln das passt irgendwie nicht zusammen.


Von Qeparo führt uns die Küstenstraße durch weiterhin wunderschöne Landschaft, kurvenreich bis nach Sarande, wo wir dann die Küste verlassen uns in Richtung Osten durchs Inland fahren. Schöne Landschaft, abgeschiedene Dörfer .

....eine Herde mit sehr vielen Kälbern und einem sehenswerten Packesel

...der gesamte Hausrat, Gasflasche, ein Kälbchen und eine Katze

....noch ein Blick aufs Meer und dann wenden wir uns nach Osten

Unterwegs besuchen wir die Klosterkirche Mesopotam, die zwischen den beiden Flüssen Bishtrica und Kalasa liegt. Die während der Diktatur von Enver Hoxha überputzten Fresken wurden teilweise wieder freigelegt und restauriert. Im Süden Albaniens gibt es nicht nur orthodoxe Kirchen. Viele Einwohner sprechen hier noch griechisch, obwohl es inzwischen nur noch eine Minderheit ist.

...bei der orthodoxen Kirche von Mesopotam treffen wir ein Paar aus Stuttgart

Unser Ziel ist die Wasser reichste Quelle Albanien, das Blue Eye von Siri Kalter.
Die letzten Kilometer bis zur Quelle sind eine Herausforderung für Womo und Fahrer. Die blaue Quelle und die Flusslandschaft sind ein landschaftliches Highlight. Hier sollte es auch ein gutes Restaurant geben aber das gibt es nicht mehr. Ob weggerissen vom Hochwasser oder einfach so abgerissen ist nicht eindeutig zu klären.

Bei einer kleinen Wanderung erkunden wir die Umgebung....

...das "Blue Eye"

Die Karsthöhle, aus der die Quelle entspringt, ist bisher noch nicht gänzlich erforscht.

Am späten Nachmittag, haben wir Unterhaltung. Nacheinander treffen sechs voll besetzte Busse ein, eine wahre Invasion von Touristen ergießt sich über die kleinen Flussbrücken und auf der Aussichtsplattform an der Quelle, wo wir zwei vorher ganz allein waren, bildet sich eine lange Schlange. Später erfahren wir, dass in Sarande Kreuzfahrtschiffe anlegen, war wohl ein Landausflug der Kreuzfahrer.
Nach einer Woche Albanien verlassen wir heute das schöne Land, das nach unserer Erfahrung, völlig unberechtigt, einen so schlechten Ruf hat. Die Menschen sind ausgesprochen freundlich und wir haben uns total sicher gefühlt. Vor der Grenze geben wir die letzten Lek für Honig und frisches Gemüse aus.
Noch wird das Land nicht vom Tourismus überrannt, aber wenn die vielen neuen Hotelanlagen an den Stränden sich rentieren sollen, dann wird es während der Saison, bald soweit sein.
Beim Grenzübergang von Albanien nach Griechenland glaubt man nicht mehr in Europa zu sein. Wir benötigen 45 min für die Ausreise!! Durch den Stau an der Grenze dauert es bei der Einreise nach Griechenland noch einmal 15 min. Die eigentliche Abfertigung für uns dauert gerade einmal drei Minuten. Willkommen in der EU.

Wer noch Ursprünglichkeit möchte, keine schlechten, engen Straßen fürchtet und ein handliches Womo hat, dem können wir Albanien ans Herz legen. Wir kommen bestimmt noch einmal wieder.

 

Urheberrecht: Die gewerbliche Nutzung dieses Berichtes, insbesondere der Bilder, ist nur mit unserer ausdrücklichen Genehmigung gestattet.

 Zuletzt geändert am 21.04.2019
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